Ein Vortrag mit Dr. Matthias Küntzel.
Die Tatsache, dass die Nazis zwischen 1937 und 1945 keinen Aufwand scheuten, um den Antisemitismus unter Muslimen zu schüren, ist in Deutschland kaum bekannt. Jedoch ist gerade diese Facette der deutschen Vergangenheit hochaktuell. Dabei kommt etwa Mohammed Amin al-Husseini, dem Großmufti von Jerusalem, Kämpfer für den Panarabismus und fanatischer Vertreter einer islamistischen, antizionistischen und antisemitischen Ideologie in der arabischen Welt, eine entscheidende Rolle zu. Er lebte ab 1941 in Deutschland und verbreitete von dort die nationalsozialistische Propaganda im arabischen Raum.
Die Begegnung des Nahen Ostens mit der Nazi-Ideologie war zwar kurz, doch sie wirkt bis heute weiter nach. Denn während der Nazi-Antisemitismus überall sonst in der Welt diskreditiert war, konnte er sich in der arabischen Welt als Weltanschauung erhalten. Erst wenn wir begreifen, wie stark die moderne Nahostgeschichte von den Nachwirkungen des Nationalsozialismus immer noch geprägt ist, werden wir den Judenhass in dieser Region und dessen Echo unter Muslimen in Europa richtig deuten und adäquate Gegenmaßnahmen entwickeln können.
In seinem neuen Buch „Nazis und der Nahe Osten. Wie der islamische Antisemitismus entstand“ beleuchtet Herr Dr. Küntzel dieses bislang kaum bekannte Kapitel deutscher Vergangenheit und zeigt auf der Basis neuer Archivfunde, wie sich das Judenbild im Islam zwischen 1937 und 1948 unter dem Einfluss der antisemitischen Propaganda und sonstiger Nazi-Aktivitäten veränderte. Der neue Blick auf die Nahostgeschichte ermöglicht eine präzisere Beurteilung der Gegenwart. Was genau ist „islamischer Antisemitismus“? Wie tritt er gegenwärtig in Erscheinung? Und was macht ihn besonders gefährlich?
Dr. Matthias Küntzel, Politikwissenschaftler und Historiker aus Hamburg, hat die historische Verbindung von Islamismus und Antisemitismus in seinem Buch „Djihad und Judenhass. Über den neuen antijüdischen Krieg“ thematisiert. Dieses Buch erschien auf Englisch, Französisch, Hebräisch, Italienisch und Griechisch und löste eine internationale Debatte über die Ursprünge des Antisemitismus im Nahen Osten aus.
Von 2004 bis 2015 war Dr. Küntzel externer associate researcher beim Vidal Sassoon International Center for the Study of Antisemitism (SICSA) an der Hebrew University in Jerusalem. Ende 2019 erschien sein Buch „Nazis und der Nahe Osten. Wie der islamische Antisemitismus entstand“.