Am 14. Mai 1948 wurde der jüdische Staat proklamiert. Die Gründung des Staates Israel und damit jedes Jubiläum ist ein Grund zu feiern: Nach Jahrhunderten der Verfolgung und Vertreibung, in denen Jüdinnen und Juden immer wieder antisemitischen Pogromen zum Opfer fielen, einen Status der Schutzbefohlenen oder Dhimmi erdulden mussten,und ihnen viel zu oft die Möglichkeit eines selbstbestimmten Lebens verwehrt wurde, erkämpften sie sich mit dem Staat Israel die Mittel, um der Schutzlosigkeit und dem Ausgeliefertsein zu entgehen und nunmehr selbstbestimmt als Juden ihr Leben zu gestalten.
Die jüdische Souveränität entstand auf Teilen des Landes, dem das jüdische Volk seit Anbeginn seiner Existenz verbunden ist, aus dem jedoch die meisten Jüdinnen und Juden gewaltsam vertrieben wurden, in dem aber kontinuierlich jüdisches Leben fortbestand. Von Generation zu Generation wurde die Hoffnung Am Israels weitergegeben, nach Eretz Israel heimkehren zu können: „Nächstes Jahr in Jerusalem“, heißt es an Pessach, denn „nie wich seine Hoffnung“ (wie in der Unabhängigkeitserklärung Israels proklamiert).
Die Gründung Israels in der historischen Heimstätte des jüdischen Volks war ein Akt der Emanzipation – der Emanzipation von Verfolgung, Verstreuung und Vernichtung. Am 14. Mai jährt sich die Unabhängigkeit des heutigen Staates Israel zum 76. Mal. Das Fortbestehen des jüdischen Staats gegen alle Widerstände bleibt ein Grund zur Freude – auch heute.
In einer Welt, in der die Vernichtung der Juden um der Vernichtung willen durch die Deutschen in Form der Shoah bereits einmal ins Werk gesetzt wurde, in einer Welt, in der die Voraussetzungen von Auschwitz fortbestehen und die antisemitische Vernichtungswut jederzeit und überall ausbrechen kann, ist Israel die letzte und unbedingt notwendige Garantie dafür, dass der antisemitischen Tat Einhalt geboten wird – denn der Rest der Welt schaut im Zweifel wieder zu. Die antisemitischen Pogrome der Hamas am 7. Oktober 2023 (die bewusst eine „genozidale Angst“ bei allen Jüdinnen und Juden verbreiteten), die andauernden Vernichtungsdrohungen durch Iran und seine Proxies, aber auch die globalen antisemitischen Ausschreitungen seit dem 7. Oktober machen das umso deutlicher. Dennoch, bzw. gerade deswegen wird Israel als Raum des Schutzes, der Selbstbestimmung, der jüdischen Souveränität und des Streits nicht nur immer wieder in Frage gestellt, wovon die Rede vom „Existenzrecht Israels“ zeugt, sondern angegriffen und von Vernichtung bedroht. Aktuell so sehr wie seit langem nicht.
Angesichts des 7. Oktobers, des fortdauernden Krieges, der noch immer verschleppten Geiseln und der permanenten Gefährdung des jüdischen Staates bietet der Unabhängigkeitstag in diesem Jahr keine Gelegenheit zur ausgelassenen Feier, sondern zur Trauer, Anteilnahme und innehaltenden Reflexion. Wir laden deshalb zu einer Kundgebung zum Unabhängigkeitstag, Jom haAtzma’ut, ein: In Solidarität mit der Bevölkerung Israels, dem Staat Israel und seinen Verteidigungskräften, im Gedenken an die Opfer der antisemitischen Attacken vom 7. Oktober und in Solidarität mit deren Angehörigen, zur Befreiung der Geiseln und in Gedenken der Opfer des Krieges.